Warum wurde die Andreas-Hofer-Straße in Karl-Holzfäller-Straße umbenannt? Mit der Frage endete mein erster Artikel über Holzfäller. Die Antwort fand ich in öffentlichen Archiven. Karl Holzfäller hat bis zu seiner Verhaftung am 11. November 1943 durch einen Woltersdorfer Gendarm in der Andreas-Hofer-Straße 5 gelebt. Es fanden sich noch die Anklageschrift, das Todesurteil und Fotos von ihm an. So scheint es mir notwendig die Geschichte, soweit mir bis jetzt bekannt, fortzuschreiben.
Holzfäller war von 1915 bis 1918 Soldat und wurde mit dem EKII ausgezeichnet. Er trat 1918 der neu gegründeten KPD bei und blieb Mitglied dieser Partei bis 1928. Er hatte dort die Funktion eines Zellenleiters inne. In den Jahren von 1924 bis 1932 war er Stadt- und Bezirksverordneter in Berlin und wohnte am Markgrafendamm. Er beendete 1928 aus eigenem Antrieb seine Mitgliedschaft in der KPD (Quelle: Anklageschrift). Nach Woltersdorf zog er 1931.
In Woltersdorf ging er bis zu seiner Verhaftung seinem Beruf als Steinmetz nach. In diese Zeit fallen Treffen, unter anderem, mit dem Maschinenschlosser Hans Schulze, ebenfalls aus Woltersdorf, Baumschulenstraße 7 und dem Maler Leo Kutz aus Berlin. Der kleine Zirkel hörte Radio Moskau und diskutierte die politische und militärische Situation.
Zusammenfassungen über die beiden anderen Angeklagten aus der Anklageschrift vom 23. Oktober 1944
Hans Schulze, Mitglied der KPD wurde 1933 wegen schweren Landfriedensbruch zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt und 1939 entlassen. Er machte aus seiner politischen Einstellung keinen Hehl.
Leo Kutz war russischer Staatsbürger und Soldat. Er kam im Ersten Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft und blieb nach dem Krieg in Deutschland. Deutscher Staatsbürger wurde er 1919. Kutz will sich nie politisch betätigt haben.
Beschreibung des Zeugen der Anklage in der Anklageschrift von 1944.
Niendorf war seit 1942 Bordfunker bei der Luftwaffe und in Italien stationiert. Als überzeugter Kommunist arbeitete Niendorf von 1931 an in der Sowjetunion. Im Jahr 1937 wurde er von der GPU, Stalins Geheimpolizei, als angeblicher Spion verhaftet und ein Jahr später wieder freigelassen. Mithilfe deutscher Behörden gelang ihm 1938 die Rückkehr nach Deutschland. Aufgrund seiner schlechten Erfahrungen mit der GPU hatte er sich vom Kommunismus losgesagt.
Der Sachverhalt, auszugsweise, ebenfalls aus der Anklageschrift von 1944.
Am 4. Oktober 1943 bekam Karl Holzfäller Besuch vom Soldaten Niendorf, der mit dem gefallenen Sohn Bodo von Holzfäller durch eine gemeinsame Mitgliedschaft im Arbeitersportverein “Fichte” befreundet war. Niendorf suchte für seine Frau ein Quartier außerhalb Berlins, um den Luftangriffen zu entgehen.
Holzfäller und seine Freunde diskutierten mit Niendorf über den Krieg und hörten Radio Moskau. Karl Holzfäller äußerte in der Unterhaltung Sätze wie: “Schämst Du Dich nicht, hier in Uniform herzukommen, wo wir doch unseren einzigen Sohn verloren haben, weil ein Wahnsinniger sich wehrt, gegen das, was noch kommt.” Holzfäller hoffte, dass es bei uns genau so komme, wie in Italien und fuhr fort, dass in kurzer Zeit die Stunde kommen werde, wo sie an jede Tür klopfen und bei jedem fragen würden, was er für sie (die Kommunisten) getan habe, dann werde abgerechnet und es würden Köpfe rollen.
Bei der Durchsuchung der Wohnung von Holzfäller wurden 15 Briefe gefunden, die Holzfäller mit dem Soldaten Hans Petereit wechselte. Inhaltlich wurden die Briefe von der Staatsanwaltschaft als kommunistische Beeinflussung des Soldaten gesehen. Weiter wurden zwei Zettel mit militärischen und politischen Nachrichten gefunden, die er zuvor von sowjetischen Sendern abgehört hatte.
Soweit die Unterlagen, alles zusammen führte dann letztendlich zur Hinrichtung von Karl Holzfäller am 29. Januar 1945 in Brandenburg.